Antje Blumenstein
Antje Blumensteins Arbeit gliedert sich in Serien und Werkgruppen, in denen neben unterschiedlichsten Materialien und Techniken auch verschiedene Themen und Fragestellungen behandelt werden. Diese Werkgruppen können unterbrochen und zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden, so dass sie sich wie in einem Gespräch über lange Zeit wechselseitig beeinflussen und entwickeln können.
In ihren installativen Werkgruppen untersucht Blumenstein die grundsätzlichen Praktiken künstlerischer Entstehungsprozesse.
Exemplarisch dafür stehen die Arbeiten der Serie lokal – eine Werkgruppe von 2012/13, die aus raumgreifenden, mit schwarzer PE-Folie ausgeführten Objekten besteht und die Entstehungsprozesse der Skulptur generell untersucht. In unzähligen Schichten wird bei diesen Objekten Folie über vorgefundenes Material gespannt und durch Einschnitte in einen unkontrollierbaren Vorgang entlassen. Die gespannte Folie beginnt sich über einen langen Zeitraum schrittweise zusammenzuziehen, so dass unerwartete Oberflächenstrukturen entstehen und darunterliegende Schichten sichtbar werden.
Diese Schichtung der Folie, die ihren Ursprung in den Installationen der Serie lokal fand, überträgt die Künstlerin in ihrer Malerei. Dabei überlagern sich einfache geometrische Flächen, die durch lasierende Farbschichten entstehen. Ihre Anordnung wird durch feine Linien aus den unteren Farbschichten sichtbar, die in den Vordergrund gerückt werden. Die linearen Oberflächen der Folien wiederum bildeten die Grundlage für eine Gruppe von strengen linearen Kompositionen aus gefalteten Papieren und transparenten Objekten aus Acrylglas. Hier ist der Zufall ausgeklammert, jedes Objekt wird vorab als Modell gebaut und davon nur eine geringe Auswahl präzise umgesetzt.
Im Gegensatz zu diesen genau komponierten Objekten steht eine Gruppe von transparenten Kunststoffobjekten, die in einem spontanen Wurfprozess in nicht mehr als 5 Sekunden entstanden sind. Hierbei geht es Blumenstein vor allem um die Sichtbarmachung von zeitlichen Abläufen. Während in den Installationen und Objekten der Serie lokal sich der Prozess, den sie durch das Anritzen der gespannten Folien auslöst, über viele Stunden ausweiten kann, zeigt sie jetzt gleichsam als Antipode diese Arbeiten, in denen Zeit als Moment verdeutlicht wird.
Blumenstein expliziert uns mit dieser Gegenüberstellung unterschiedliche Praktiken – den immer währenden Widerstreit zwischen Konzeption und gestischem Prozess.
In ihren Arbeiten aus Papier dominieren Reduktion und eine klare formale Komposition. In der Werkgruppe der weißen Papierarbeiten „Five Lines“ sind stets fünf Linien erkennbar, die sich aus Falzungen und mit dem Bleistift aufgetragenen Linien ergeben. Räumlichkeit entsteht hier durch das Licht- und Schattenspiel der reliefhaften Oberflächen.
Geboren 1967 in Dresden. Lebt und arbeitet in Berlin.
1991-94 | Studium Grafik-Design, Akademie der Bildenden Künste Nürnberg |
1993-94 | Gaststudium, HfBK Dresden |
1994-97 | Studium Malerei und Grafik, HfBK Dresden |
1997-99 | Meisterschülerin bei Prof. Eberhard Bosslet |
2011 | Dozentin SOAK Dresden |
Preise und Stipendien
2021 | Aufenthaltsstipendium der Kulturstiftung Schloss Wiepersdorf |
2019 | Pollock-Krasner Foundation Grant |
2014 | Projektförderung Käthe-Dorsch- und Agnes-Staub-Stiftung |
2012 | Projektförderung Käthe-Dorsch- und Agnes-Staub-Stiftung |
2005-06 | Atelierstipendium Backfabrik Berlin |
2001 | Artist-in-Residence, Columbus, Ohio, USA |
2000 | Arbeitsstipendium Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf |
1999 | Robert-Sterl-Preis der Sammelstiftung Dresden |
1997-99 | Landesstipendium des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, HSP III |
Blumensteins Arbeiten sind in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Kunstfonds, vertreten, sowie in zahlreichen Privatsammlungen, u.a. Sammlung Grauwinkel, Berlin; Sammlung Schroth, Soest; Hanten-Schmidt Collection Köln/Dresden/Wien, Krieger Collection, Berlin.
Einzelausstellungen
2022 | Antje Blumenstein & Anton Quiring, Verortung, Neue Galerie Landshut |
2020 | Antje Blumenstein - tactics of lines, Galerie Nanna Preußners, Hamburg |
2017 | cross straight and turn around ..., Kunsthaus Erfurt |
2016 | lines, Galerie Hammerschmidt & Gladigau, Erfurt |
2014 | five lines, Galerie Martin Mertens, Berlin (Kat.) |
2012 | lokal, Contemporary Art Basement Albertinum, Dresden |
2010 | Kunstkammer No. 7, Georg-Kolbe-Museum, Berlin |
2008 | die hälfte des himmels, Galerie Martin Mertens, Berlin |
2007 | anyone can get into heaven, Galerie Changing Role, Neapel |
2006 | Himmel und Hölle, Galerie Martin Mertens, Berlin |
2005 | neues Wachstum, Galerie rekord, Berlin |
2003 | join us, Galerie rekord, Berlin |
2002 | you will be showered by attention, Galerie Kermer, Leipzig |
2000 | reservoir, büro für kunst, Dresden - Ausstellungsprojekt Berlin |
1999 | passgenau, Robert Sterl Haus Naundorf, Dresden |
1998 | objekte, Kulturrathaus, Dresden |
Gruppenausstellungen
2023 | Kultur.Kontakt.Konkret – Sammlung Schroth zu Gast in Veszprém, Ungarn |
2022 | MEET US ON JUPITER (mit Galerie Nanna Preußners), Jupiter Mönckebergstraße, Hamburg Die Obiger Galaxis, Axel Obiger, Berlin METALINIEN, B-Part Am Gleisdreieck, Berlin |
2021 | TRASH to IMPRESS, Polarraum, Hamburg Editionen und kleine Formate, Galerie Nanna Preußners, Hamburg |
2019 | small matters - Kunst im kleinen Format, Galerie Nanna Preußners, Hamburg |
2018 | Fläche, Linie, Struktur - Antje Blumenstein, Aurelia Gratzer, Barbara Rosengarth, Galerie Nanna Preußners, Hamburg |
2017 | the flying field, Projektraum Berlin |
2016 | paper Works II, Galerie Martin Mertens, Berlin |
2015 | you knee them in the chin..., Spor Klübü, Berlin |
2014 | Timberrrr, HORSEANDPONY Fine Arts, Berlin |
2013 | Phänomen, Galerie Martin Mertens, Berlin |
2012 | es war einmal – was nie gewesen ist, Galerie Ute Parduhn, Düsseldorf |
2011 | Erika Mustermann Collection, Berlin |
2010 | 48:08:59 N 11:33:42 E, Galerie Martin Mertens, München |
2009 | Formation, Uferhallen, Berlin |
2008 | Kunstinvasion, Berlin |
2007 | Wir haben keine Probleme, Kunsthalle Bergen, Norwegen |
2006 | Wir haben keine Probleme, Backfabrik, Berlin |
2005 | total kaputt, Galerie Abel-Raum für neue Kunst, Berlin |
2004/05/12 | Galerie Baer, Dresden |
2003 | rekord, Galerie rekord, Berlin |
2002 | bifokal, Technische Sammlungen Dresden, Kunsthaus Hamburg |
2000 | CaféHelga/Galerie Goldankauf - kunstraum, München |
1999 | Vier/8, Leonhardimuseum, Dresden (Kat.) |
1998 | Künstliche Beatmung, Puschkinvilla, Dresden |