Skulpturenausstellung Mai/Juni 2025

Die zweiteilige Gruppenausstellung zeigt zwölf aktuelle Positionen, die sich dem Medium Skulptur widmen und einen Einblick in das breite Spektrum künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten geben.

Teil II - Technik
Seit den frühen 1990er Jahren widmet Peter Weber sein gesamtes künstlerisches Schaffen dem Spezialgebiet der Faltung und hat diese Technik zu einer virtuosen Meisterschaft entwickelt. So entstehen kontinuierlich vielschichtig vernetzte geometrische Strukturen, denen jeweils ein umfangreicher Entwurfs- und mathematischer Planungsprozess vorausgeht. Das Falten ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheit, sie beschreibt den Vorgang, eine zweidimensionale Fläche ohne Schnitte in eine kleinere, dreidimensionale Einheit zu transformieren. Diese Arbeitsweise entspricht dem holistischen Lebensprinzip des Künstlers, der vom Gedanken der Ganzheit fasziniert ist. Beim Falten erfährt das Ausgangsmaterial eine Metamorphose, ohne dass der Werkstoff zerstört oder beschnitten wird, er bleibt in seiner Gesamtheit erhalten. Neben Papier, Leinwand, Kunststoff und Metall arbeitet er seit vielen Jahren mit industriell hergestelltem Filz. In jüngster Zeit sind Edelstahl und 640 Gramm schweres Papier hinzugekommen.

Die Künstlerin Astrid Busch beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten der Fotografie, die sie auf diversen Bildträgern in den Raum übersetzt. Durch Falten, Knicken und Zerknüllen erhält jede Arbeit einen eigenen Klang und nimmt durch diesen skulpturalen Eingriff den Raum ein. Die hier gezeigten Arbeiten sind Pigment Prints auf Papier, dann auf Aluminium kaschiert, so dass sie sie zu Objekten knautschen kann und diese ihre Form behalten.

Die Bildhauerin Angela Glajcar hat das Reißen für sich entdeckt. Ihre Objekte und tw. raumfüllenden Installationen in Museen und Privatsammlungen entstehen aus gerissenen Papierbahnen, die durch Schichtungen und Wölbungen ihre Körperlichkeit entfalten und sich mithilfe des einfallenden Lichts zu scheinbar aus sich selbst heraus leuchtenden Objekten entwickeln. Ihre Körperlichkeit entfalten die Werke durch die räumliche Distanz zwischen den Blättern:
In einer vielschichtigen Verwobenheit mit der Leere von Raum, der als körperliche Komponente aufgefasst wird, erreicht das Blatt Papier skulpturale Dimension. Die nicht fassbare Leere, das Nichts des Dazwischen, wird von den einzelnen Blättern umfasst, sichtbar gemacht und zu voluminöser Präsenz und Kraft transformiert. Auch dieser Künstlerin geht es darum, aus einem zweidimensionalen Werkstoff etwas Dreidimensionales zu erschaffen.

Durch Verformung und Zusammenfügung von Alltagsgegenständen aus Stahl, Aluminium, häufig auch Holz, Schaum- und Kunststoff entsteht bei Elisa Manig neben der Verfremdung des Materials und des Kontextes die Fragestellung, wie unsere Lebenswelt gestaltet wird und in welcher Wechselwirkung dies mit uns und unserem Leben steht. Themen wie die Ambivalenz zwischen Sicherheit und Unsicherheit, die Grenzen zwischen Konstruiertem und natürlichen Kräften stehen oft im Vordergrund. Referenzen zu Alltagsgegenständen sind bewusst gewählt, um eine Verbindung zwischen der gebauten Umwelt und den menschlichen Bedürfnissen herzustellen. Die Arbeiten wirken einerseits vertraut, irritieren uns aber auch, denn sie erschaffen durch Transformation neue Bedeutungsebenen.

Katrin Bremermann kommt aus der Malerei, also erst einmal aus der Fläche. Ihre Objekte baut sie aus Metall und Holz, erweitert ihre künstlerische Sprache um neue Formen und Volumen, die oftmals von einer kaum gebrochenen Primärfarbe dominiert werden. Ihre Arbeiten zeugen von der permanenten Auseinandersetzung mit den gestalterischen Mitteln der Malerei und der Skulptur. Die Interaktion von Form und Raum bzw. Umraum ist dabei das zentrale Thema. Die Umrisse der Formen sind häufig auf einer Seite abgerundet oder gebogen, so dass Asymmetrien entstehen.

Daniela Wesenbergs fragile Systeme basieren auf der Linie, die den Raum umspannt. Und da verwundert es nicht, dass sie von der Zeichnung kommt. Ihre Objekte im Raum oder an der Wand bilden feine, fragile, teilweise zerbrechlich erscheinende Skulpturen und Installationen. Ihre Formationen denken immer auch den Freiraum mit, strukturieren die Auslassung. In Erkundung verschiedener Materialien bedient sie sich diverser Vorgehensweisen wie Stecken, Löten, Häkeln von Messingstäben, Ketten und Draht.
 

Teil I - Material
Mit ihren Kompositionen aus Plexiglas, in Acrylplatten gefrästen Linien und Neonröhren treten Antje Blumensteins Arbeiten aus der Zweidimensionalität in den Raum. Mit ihren aktuellen Arbeiten konzentriert sich die Künstlerin auf die Grundelemente abstrakter Kunst: Linien, Flächen und Farben, dominiert von Reduktion und klarer formaler Komposition. Je näher die Betrachtenden an die fluoreszierenden Arbeiten herantreten, desto mehr Raum entsteht in den farbigen Flächen. Dabei macht sie sich das einfallende Licht zunutze und die Eigenschaft des speziellen Acrylglases, das an den Kanten und eingefrästen Linien leuchtet.

Bei Michael Danner sind es Stahlplatten und feine Federstahlstangen, die das Material für seine filigranen, stark reduzierten Objekte bilden, die sich Masse und Volumen nahezu entziehen und ihre Form vor allem durch Schwerkraft, Spannung und Gleichgewicht erhalten. Die Arbeit hier vorne „gespannt, Schleife“ zum Beispiel besteht aus Vierkantstangen und Federstahldraht. Nur durch das richtige Zusammenfügen und Zusammenspannen entfaltet sich das Kunstobjekt, das seinen Raum bildet und beansprucht. Michael Danner sagt: „Beim Gestalten meiner Raumobjekte ist keine beliebige Willkür möglich. Keine einzelne Eigenschaft kann verändert werden, ohne dass sich das Gebilde darüber hinaus ändert oder überhaupt nicht funktioniert. ... Nichts ohne das andere.

Bei den Lichtobjekten von Betty Rieckmann finden sich die Betrachtenden in still pulsierenden Farbräumen wieder, die nach behutsamen Rhythmen changieren. Ihre Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf die Wirkung des Lichts auf den Menschen und seine Veränderung beim Sehen, wobei die physikalischen Eigenschaften des Lichts und die rhythmischen Intervalle der Farbverschiebungen zusammenwirken. Die Abfolge der Farben und der Intensitäten erfolgen nach dem Zufallsprinzip, so dass wie ein bestimmtes Still so nicht wieder sehen werden.
Auf formaler Ebene stellt die Künstlerin kunsthistorische Bezüge her, beispielsweise zu den Malern Mark Rothko (Serie „between clouds“) und Frank Stella (Serie “a morphing Frank Stella”).

Jo Schöpfer beschäftigt sich mit seinen Plastiken und Reliefs mit Masse, Raum und Volumen. Dabei bewegen sich die Werke formal häufig an der Grenze zwischen Bildhauerei und Architektur. Während er seine Modelle aus verformbaren Stoffen wie Wellpappe baut, die beim Bronzegussverfahren gänzlich verbrennen, werden die Formen in starre Körper – Feststoffe – überführt. Dabei bleiben die Oberflächenstrukturen des ursprünglichen Materials sichtbar erhalten. Viele Arbeiten verfügen durch die Verwandlung des plastischen Kerns in eine zum Raum hin geöffnete Form eine gewisse Leichtigkeit, womit der Künstler den sich über Masse und Volumen definierenden traditionellen Skulptur-Begriff aufbricht und filigrane Strukturen erschafft, die als das Dazwischen, als Form gebende Leerräume, Gestalt annehmen.

Für die monumentalen, dennoch zarten Raumobjekte von Constanze Vogt spannt die Künstlerin Baumwollgarn um schmale Reifen unterschiedlicher Größen oder verwendet hauchdünnes Seidenpapier, das in vielen Schichten zusammengenäht und teilweise geknautscht, Volumen ausbildet.
Ihr Werk umfasst Zeichnung, Objekt und Installation, mit denen kontinuierlich Materialtransformationen und Übersetzungen zwischen den Medien erzeugt werden. Im Grunde genommen sind es ihre Zeichnungen, die sie mit den monumentalen Objekten in den dreidimensionalen Raum übersetzt, deren Umrisse an Abstraktionen des menschlichen Körpers erinnern. Die Objekte werden zur physischen Zeichnung im Raum, hängen wie Mobiles von der Decke, bewegen sich, interagieren mit Licht und Schatten und werden somit fortwährend vom Betrachtenden unterschiedlich wahrgenommen. Zartheit und Monumentalität treffen aufeinander. Obwohl die Außenform der Hängeskulpturen ein flächiges Muster ergibt, überlagern sich die Fadenlinien im Raum optisch und neue, ungeplante Muster – flimmernde Moiré-Effekte – werden je nach Position des Betrachtenden wahrnehmbar.

Elisabeth Wagners Umgang mit Material zeichnet sich durch Heterogenität aus, verschiedenste Materialien stehen in ihrem Werk gleichwertig nebeneinander: wie Bronze, oftmals bemalt, Pappe oder Gips. Die Modelle für eine neue Skulptur setzen sich häufig aus einer Collage zusammen, typisch sind dabei ruppige Materialien. So entstehen oftmals grob geformte Umrisse – wie auch hier bei der Beton-Skulptur – die nicht geglättet werden, und die tiefe Schrunden von der Bearbeitung mit den Händen aufweisen oder Material aus dem Fertigungsprozess zeigen, wie hier ein Stück Holz. Der Werkprozess ist stets zu sehen, sowie der experimentelle Umgang mit den Materialien.
Sie spielt mit der Wahrnehmung der Betrachtenden: Während die Arbeit Upside Down wie aus leichtem Holz zusammengesetzt aussieht, aber aus kiloschwerem Beton gegossen wurde, wirken die schwarzen Klunker von Weitem erst einmal sehr schwer, sind aber aus Pappe. Ein Beispiel für Präzision ist die blaue Perle: sie ist aus mundgeblasenem Muranoglas und ist handgeschliffen.
Der Begriff des Raumes zieht sich bei ihr wie ein roter Faden durch das konzeptuelle Werk. Immer die Frage im Kopf, wie wir Räume wahrnehmen.