VERENA FREYSCHMIDT - RESONANZEN
Einzelausstellung
7. bis 26. November 2025
Eröffnung am 7. November, 18 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend.
Wie ein moosartiges Geflecht breiten sich amorphe Formen über die Wand aus. Sie wachsen als offene Gefüge, deren Ränder zerklüfteten Küstenlinien gleichen. Die Farbwelt aus fein aufeinander abgestimmtem Anthrazitgrau, Samtschwarz, Waldboden-Grün, Blaugrau, Ockerrot und gebrochenem Weiß verortet die organisch
geformten Gebilde assoziativ im Bereich der Natur. Ideen von Baumrinde, von Flechten und Steinmaserungen keimen im Geiste auf. Tritt man näher an die Arbeiten der Künstlerin Verena Freyschmidt heran, so zeigt sich, dass der Makrokosmos der Gesamtform jeweils einen Mikrokosmos an feinen Strukturen birgt. Farbverläufe und Farbverdichtungen, mit weißer Farbe gesetzte Schraffuren und mit Tusche gezeichnete Strichfolgen fügen sich zu einer Gestaltung, die abstrakt ist und zugleich die Phantasie beflügelt. Wie beim Betrachten von Wolken lassen sich darin ganze Welten entdecken. Das kleinste Element der rhizomartigen Formen bilden Striche, unzählige Striche. In ihrer scheinbar unendlichen Wiederholung verdichten sie sich zu einzelnen Formationen, die gemeinsam in einem Gesamtgefüge verschmelzen. Diese übergeordnete Struktur erinnert in ihrem Aufbau an Fraktale. Damit ist ein geometrisches Muster gemeint, das eine hohe Selbstähnlichkeit aufweist, was dann der Fall ist, wenn ein Gebilde aus verkleinerten Kopien seiner selbst besteht. Die Kopien müssen dabei keineswegs identisch sein, die fraktale Geometrie lässt sich auch auf natürliche Elemente wie Bäume oder Küstenlinien
anwenden. Diese Analogie erklärt die seltsame Vertrautheit, die von Verena Freyschmidts Werken ausgeht – denn die ihnen innewohnende Ästhetik ist eine uns Menschen seit Urzeiten bekannte, bestimmt sie doch den Aufbau der Welt um uns herum. So erforscht die Künstlerin mit ihren Werken die Zusammenhänge hinter allen
Dingen. Ohne abbildend im Sinn realistischer Malerei zu werden, thematisiert sie die grundlegenden Strukturen, die sich im Kleinen wie im Großen stets wiederholen.
Text: Anne Simone Kiesiel
Die Künstlerin, 1975 in Frankfurt am Main geboren, lebt und arbeitet in Hanau und Offenbach am Main. Auf das Studium der Geschichte und Kunstpädagogik in Gießen folgte das Kunststudium, erst in Mainz, dann an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Helmut Federle. Freyschmidt ist eine der drei Paper Art Award Gewinner:innen 2025, verliehen vom Museum Haus des Papiers – Bildende Papierkunst, Berlin.